Symbolbild Freundschaft

Nach der Schockstarre

Was wir tun und wie wir helfen können, wenn wir uns ohnmächtig und machtlos fühlen.

Darf ich Spaß haben? Darf es mir gut gehen, obwohl es Kriege, Pandemien, Naturkatastrophen, Anschläge und Unfälle gibt? Darf ich mich über eine Blume freuen, wenn es anderen Menschen auf der Welt schlecht geht? Offensichtlich fragen sich das viele Menschen. Die Antwort ist einfach und schwierig zugleich: Natürlich dürfen wir Freude empfinden und Schönes erleben. Es hilft niemandem, wenn es uns schlecht geht. Wer selbst kaputt geht, kann anderen keine Stütze sein. Das Schwierige dabei ist, das richtige Maß zu finden. Selbst gesund bleiben, ohne ignorant zu werden und abzustumpfen. Helfen und mitfühlen und sich trotzdem abgrenzen können.

Die Journalistin und Filmemacherin Ronja von Wurmb-Seibel empfiehlt in ihrem Buch „Wie wir die Welt sehen – Was negative Nachrichten mit unserem Denken machen und wie wir uns davon befreien“ einen bewussten Umgang mit Nachrichten. Ihr Vorschlag: „Informiert euch ein oder zwei Mal am Tag bei seriösen Quellen, und dann lasst es gut sein“. Ich habe dafür zum Beispiel die Tagesschau App auf meinem Handy von der Startseite auf die zweite Seite geschoben. Und ich schaue nur noch selten bei Twitter rein.

Außerdem fordert Ronja von Wurmb-Seibel mehr konstruktiven Journalismus, in dem nicht nur über Gewalt, Kriege und Krisen berichtet wird, sondern in dem zum Beispiel auch Lösungsansätze genannt werden.

Und ich frage mich: Wie kann ich wirklich helfen, etwas bewegen, auch als einzelner Mensch ohne politischen Einfluss?

Demonstrieren

Das Versammlungsrecht ist ein hohes Gut in unserer Demokratie. Aber bringen Demonstrationen überhaupt etwas? Die Montagsdemonstrationen 1989 in der DDR waren ein wichtiger Teil der friedlichen Revolution. Und die Anti-Atomkraft-Demos nach der nuklearen Katastrophe in Fukushima 2011 führten zu einem Umdenken in der Politik. Der Atomausstieg wurde im Bundestag beschlossen.

Spenden: Humanitäre Hilfe finanziell unterstützen

Wenn wir Geld spenden, möchten wir, dass die Hilfe auch wirklich ankommt. Das DZI Spendensiegel gibt dabei eine Orientierungshilfe.

Ein paar Links:

Aktion Deutschland hilft“ ist ein Bündnis deutscher Hilfsorganisationen mit DZI Spendensiegel. Nach einem bestimmten Aufteilungsschlüssel wird das Geld an die Organisationen aufgeteilt. Spenderinnen und Spender haben also keinen Einfluss darauf, an wen genau wie viel ihrer Spende geht. Auf der Webseite kann man jedoch nachsehen, welche Hilfsorganisationen beteiligt sind.

Petitionen starten, unterzeichnen, teilen

Manche Hilfe dauert nur ein paar Klicks:

Ehrenamtliches Engagement

Im Jahr 2021 waren laut der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA) über 16 Millionen Menschen (Link zu statista) in Deutschland ehrenamtlich tätig. Das Innenministerium spricht sogar von etwa 30 Millionen Menschen. Ohne Ehrenamtliche würde also nicht viel laufen. So ist es auch in Krisen. Da packen Menschen freiwillig mit an, wo Hilfe benötigt wird und organisieren sich oft in kürzester Zeit selbst. In Hamburg zum Beispiel hat sich 2015 aus der Flüchtlingshilfe der Verein Hanseatic Help gegründet.

Freiwilligenagenturen können für Ehrenamtliche eine erste Anlaufstelle sein. Sie vermitteln Ehrenamtliche und beantworten Fragen rund ums Thema Ehrenamt.

Hilfe vermitteln

Wenn wir nicht selbst helfen können, können wir manchmal Hilfe vermitteln. Vor ein paar Jahren traf ich eine Frau in einer Notsituation am Bahnhof. Sie bat mich um Hilfe. Ich schaute auf dem Handy nach, welche Institutionen in der Nähe zu finden sind. Weil ich telefonisch nichts erreichte, brachte ich sie zur Diakonie in der Nähe, die sie besser unterstützen konnte.

Fragen: Was brauchst du?

Wenn wir nicht um Hilfe gebeten werden, sondern Hilfe aktiv anbieten, dann kann das leicht übergriffig werden. Also zuerst fragen, ob die Hilfe gewünscht ist und dann ganz konkret fragen: „Was brauchst du?“ Denn gut gemeint ist nicht immer auch richtig.

Andere Menschen mobilisieren

Allein bin ich nur ein einzelner, unbedeutender Mensch, aber zusammen sind wir viele. Wir können gemeinsam zu Demos gehen und andere mitnehmen, Petitionen zum Unterzeichnen weiterleiten, über ehrenamtliches Engagement informieren und Crowdfundings online teilen.

Informieren gegen Fake News

In sozialen Netzwerken werden wir täglich zugeballert mit neuen Bildern, Beiträgen, Behauptungen. Beiträge, die in das eigene Weltbild und zu den eigenen Ansichten passen, verleiten uns dazu, sie einfach so zu teilen. Besser ist: Fakten checken und nicht blind teilen.

Auf diesen Seiten gibt es Faktenchecks und Infos über Fakes im Netz:

Um einzuordnen, ob Bilder echt sind, hilft unter anderem die Google Bilder Rückwärtssuche. Man kann dort Bilder hochladen oder URLs eintragen. So findet man zum Beispiel heraus, wie lang ein Bild schon online ist, ob es verschiedene Versionen davon gibt und in welchen Zusammenhängen es bereits ins Netz geladen wurde.

Zuhören

Oft können wir Menschen einfach schon dadurch helfen, dass wir da sind und zuhören und keine ungefragten Tipps geben. Einfach nur zuhören.

Kindern Ängste nehmen

Kinder bekommen alles mit. So oder so. Es bringt also nichts, sie anzulügen oder vor allem beschützen zu wollen, indem manche Themen zu Tabuthemen werden. Was aber hilft, ist, Nachrichten in leicht verständliche Häppchen zu teilen und sie einzuordnen. Wer das besonders toll macht, sind die Leute bei den Logo Kindernachrichten. Zusätzlich zu den schweren Themen, die sehr gut illustriert und aufgedröselt werden, gibt es leichter verdauliche Themen wie Tiernachrichten oder Geschichten aus dem Alltag von Kindern.

Wenn Kinder Ängste haben, möchten sie am liebsten von uns versichert bekommen, dass nichts Schlimmes passieren kann. Doch eine hundertprozentige Sicherheit gibt es im Leben nicht. Was wir aber sagen können: Wir tun alles, was wir und selbst beeinflussen können! Konkret zu häufigen Ängsten der Kinder heißt das zum Beispiel: Wir passen gut auf uns auf, damit uns nichts zustößt. Wir haben Rauchmelder, um rechtzeitig vor einem Brand gewarnt zu werden. Wir haben die NINA Warnapp auf dem Handy. Und wir leben an einem Ort, wo eine Flut momentan sehr unwahrscheinlich ist.

Gefühle zeigen

Wenn wir Gefühle zeigen, machen wir uns angreifbar. Trotzdem glaube ich, dass es gut und richtig ist, sich in Krisen nicht zu verschließen. Denn meistens erfahren wir dadurch, dass viele Menschen ähnliche Ängste und Sorgen haben wie wir. Wir sind damit nicht allein.

Sich selbst nicht vergessen

Aktivistinnen und Aktivisten müssen aufpassen, für die gute Sache nicht im Burnout zu landen. Think big? Ja! Aber nicht über die eigenen Ressourcen hinaus. Engagement darf auch mal Pause machen.

Foto: Sachina Hobo / Unsplash

Leben

Aktivismus, Demonstrationen, Ehrenamt, Frieden, Gesellschaft, Hilfe, Katastrophen, Kriege, Krisen, Spenden


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