Waschbär auf einem Baum. Foto: Simon Infanger / Unsplash

Murmeltiere, Ohrwürmer, Miesmuscheln: Woher Tiere ihre Namen haben und was sie bedeuten

Sind Blindschleichen blind? Schmecken Miesmuscheln mies? Krabbeln Ohrwürmer in die Ohren? Die meisten Tiernamen sind schon vor langer Zeit entstanden. Was bedeuten sie wirklich?

Oft wurde der Name aus dem Lateinischen über das Althochdeutsche und Mittelhochdeutsche so weiter verändert, dass man die eigentliche Bedeutung nicht mehr sofort erkennt. Mal ist das Aussehen oder der Lebensraum der Namensgeber, manchmal ein Aberglaube. Einige Tiere tragen den Namen einer Tiergruppe, zu der sie gar nicht gehören. Meerschweinchen zum Beispiel sind keine Schweine. Woher haben Tiere ihren Namen?

Ohrwürmer krabbeln nicht ins Ohr

Ohrwürmer krabbeln Menschen nicht ins Ohr. Dass so viele Menschen dieses falsche Gerücht glauben, liegt an ihrem Namen. Der entstand allerdings schon viel früher, denn Ohrwürmer wurden im Mittelalter zu Pulver zermahlen und als Medizin gegen Ohrenschmerzen eingesetzt.

Die Blindschleiche ist nicht blind

Blindschleichen können sehen. Das „blind“ in ihrem Namen kommt vom althochdeutschen „plintslîcho“ und bedeutet „blenden“. Blindschleichen besitzen glänzende, glitzernde Hautschuppen, die uns in der Sonnen blenden können.

Murmeltiere murmeln nicht

Die hohen Warnschreie von Murmeltieren klingen alles andere als wie Gemurmel. Der Name Murmeltier hat auch nichts mit den Lauten der Tiere zu tun, sondern bedeutet eigentlich Bergmaus. Denn Murmeltiere leben in den Bergen und gehören wie Mäuse zu den Nagetieren. Eine gewisse Ähnlichkeit ist also vorhanden. Auf Latein ist „Mus montis“ die Maus des Berges. Daraus wurde im Althochdeutschen das Wort „murmunto“, und daraus wiederum entstand der Begriff „Murmeltier“.

Der Feuersalamander als Feuerlöscher

Mit ihrem auffälligen schwarzgelben Muster warnen Feuersalamander andere Tiere vor der giftigen Flüssigkeit, die in ihrer Haut steckt. Früher war der Aberglaube verbreitet, dass diese Flüssigkeit Brände löschen könnte. So kam es zu dem Namen Feuersalamander.

Warum gehen Ameisen nicht in die Kirche? Weil sie Insekten sind.

Mit Glauben hat der Name von Insekten allerdings nichts zu tun, sondern mit ihrem Körperbau. Sie sind in Kopf, Brust und Hinterleib gegliedert und haben zwischen den Körperteilen eine Einschnürung. Das lateinische Wort „insectum“ bedeutet eingeschnitten oder eingeschnittenes Tier. Auf Deutsch werden Insekten manchmal auch noch Kerbtiere genannt, denn eine Kerbe ist ein Einschnitt.

Gelbrandkäfer sehen so aus wie sie heißen

Gelbrandkäfer sind Schwimmkäfer, die leicht zu erkennen sind. Denn ihr Name beschreibt ihr Aussehen: Die Ränder der Flügel und vom Halsschild sind gelb gefärbt.

Orang-Utans sind Waldmenschen

Der Name Orang-Utan stammt aus der malaiischen Sprache und bedeutet Waldmensch. Orang heißt Mensch, Utan heißt Wald. Und ganz falsch ist das nicht, denn als Vertreter der Menschenaffen gehören die Baumbewohner zu den engeren Verwandten des Menschen.

Miesmuscheln schmecken nicht mies

Miesmuscheln verdanken ihren Namen den Byssusfäden, die aus ihrer Schale heraushängen. Mit diesen reißfesten Fäden aus Eiweiß kleben sie sich aneinander oder auf dem Boden fest und bilden so Miesmuschelbänke. Vom Aussehen erinnern diese Byssusfäden etwas an Moos. Und das mittelhochdeutsche Wort für Moos ist „mies“.

Reptilien sind Kriechtiere

Reptilien wurden nach ihrer Art der Fortbewegung benannt. Sie kriechen. Auf Latein übersetzt heißt das „repere“.

Meerschweinchen sind keine Schweine

Die Entstehungsgeschichte des Namen Meerschwein klingt fast ausgedacht: Meerschweinchen kamen über das Meer zu uns und quieken ähnlich wie Schweine. Tatsächlich stammen sie aus Südamerika und wurden von spanischen Seefahrern nach Europa gebracht.

Nilpferde lebten nicht nur am Nil

Heute werden Nilpferde meist Flusspferde genannt. Der Name Nilpferde erinnert an die frühere Heimat der Tiere am Nil in Afrika. Heute leben sie nur noch südlich der Sahara. Noch bis vor etwa 30.000 Jahren kamen sie aber auch in Nordafrika und sogar in Europa vor. So wurden Flusspferdknochen aus dieser Zeit im Oberrheingraben gefunden.

Bockkäfer haben auffällige Fühler

Um die Ähnlichkeit zwischen Bockkäfer und Steinbock zu erkennen, braucht man etwas Fantasie. Bockkäfer und Steinböcke gehören schließlich zu ganz unterschiedlichen Tiergruppen. Trotzdem sind Steinböcke die Namensgeber für die kleinen Insekten. Denn die langen Fühler der Bockkäfer können an die Hörner von Steinböcken erinnern.

Waschbären sind nicht besonders reinlich

Bei der Nahrungssuche nutzen Waschbären ihre empfindlichen Vorderpfoten. Wenn sie im Wasser Futter ertasten, sieht es für uns so aus, als würden sie sich die Hände waschen. Dadurch kamen sie zu ihrem Namen. In Gefangenschaft kann man die typischen Handbewegungen noch häufiger beobachten. Dann wiederholen Waschbären sie öfter und halten auch Nahrung unter Wasser, die sie nicht im Wasser, sondern an Land gefunden haben.

Faultiere sparen Energie

Faultiere verschlafen mit bis zu 18 Stunden die meiste Zeit des Tages und bewegen sich langsam und wenig. Das tun sie aber nicht aus Faulheit, sondern weil sich die Baumbewohner perfekt an ihre Lebensbedingungen angepasst haben: Ihre Nahrung besteht fast ausschließlich aus Blättern, die nur wenig Energie enthalten. Energie sparen ist also ihre Überlebensstrategie. Faul sein hat bei den Faultieren außerdem den praktischen Nebeneffekt, dass sie mit ihren langsamen Bewegungen nicht so leicht von Fressfeinden entdeckt werden.

Feuerwanzen sind Stinkbomben

Feuerwanzen sind auch für Laien leicht zu erkennen und zu benennen. Ihre auffällige Färbung in Rot und Schwarz gab den Insekten ihren Namen. Ihr Aussehen ist auch eine Warnung: Werden sie bedroht, sondern sie ein fürchterlich stinkendes Sekret aus.

Foto: Simon Infanger / Unsplash

Wissen

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